Samstag 20. September 2025

Prozesse und Atmosphären: Klara A. Csiszar über die Weltsynode in Rom

Am 7. Dezember 2023 berichtete Universitätsprofessorin Klara A. Csiszar an der KU Linz einem interessierten Publikum von Erfahrungen, Perspektiven und Aufgaben des synodalen Prozesses. 

"Und sie bewegt sich doch: die Kirche" lautete der Titel des Vortrags von Klara A. Csiszar dem zahlreiche Fachkolleg:innen, Studierende, kirchlich engagierte Laien und Laiinnen und insbesondere eine Vielzahl von Vertreter:innen aus diözesanen Einrichtungen, auch über die Diözese Linz hinaus, folgten.


Zunächst schilderte Csiszar organisatorische Abläufe und Diskussionssettings sowie die personelle Zusammensetzung der Weltsynode, bei der rund 500 Personen anwesend waren. In den Teilnehmer:innen aus allen Regionen und Sphären der Weltkirche sei eine sehr heterogene, weitgespannte und offene Kirche sichtbar geworden, wenn auch nicht alle Personen, etwa die Vertreter:innen aus den christlichen Schwesterkirchen, über ein Stimmrecht verfügten. In der Entsendungspolitik zur Synode sei jedoch auch spürbar geworden, dass manche nationale Kirche dem Prozess offenbar weniger Bedeutung beimesse bzw. sich davon kaum tangiert sehe. Auf der Synode wurde etwa die Entsendung von Weihbischöfen problematisiert, die kirchenrechtlich gesehen über keinen großen Handlungs- und Durchsetzungsspielräume innerhalb der Diözesen verfügen. Auch die (Fach-)Theologie sei, so Csiszar, nicht stark vertreten gewesen bzw. konnte nicht sehr ausführlich zu Wort kommen – was für die Entscheidungsfindung im weiteren Prozessverlauf ganz grundsätzlich zu überdenken sei.

 


Was ist eine "synodale Kirche"? 


Neben der kontroversen Frage, was unter "Synodalität" zu verstehen und wie diese strukturell in der Kirche zu verankern sei, wurde auf der Synodensitzung greifbar, dass es global gesehen eine mindestens ebenso große Diskussion darüber gibt, wie "Kirche" zu verstehen sei. Deutlich wurde auch, wie unterschiedlich die konkreten Probleme und Fragestellungen sind, denen man sich in den Ortskirchen zu stellen hat. Die afrikanischen Bistümer beispielsweise würden keinerlei Handlungsbedarf im Blick auf "leere Kirchen" sehen – ganz im Gegenteil! –, können aber andererseits mit vielen Diskussionen und Entwicklungen in den europäischen Diözesen wenig anfangen.

 

Vizerektorin Dekanin Univ.-Prof. Dr. Klara A. Csiszar nahm als theologische Expertin an der Weltsynode in Rom teil.
Vizerektorin Dekanin Univ.-Prof. Dr. Klara A. Csiszar.
Vortrag von Vizerektorin Dekanin Univ.-Prof. Dr. Klara A. Csiszar über die Weltsynode in Rom an der KU Linz.


Angesichts dieser kircheninternen Heterogenität seien als positiv gerade das Zusammenfinden, das Miteinander-Reden und der offene Austausch festzuhalten; denn trotz zum Teil fundamentaler Unterschiede in Meinungen und Zugängen kamen alle zu Wort. Und noch wichtiger: Es fühlten und sahen sich alle Teilnehmer:innen mit ihren spezifischen Positionen gehört. Entgegen der anfänglichen Befürchtung und bei allen auch weiterhin bestehenden Differenzen wurden die Materien der Synoden-Synthese – also Einigungen in den diskutierten Punkten – am Ende vollumfänglich von allen mitgetragen.

 


Atmosphäre und Dynamik: Vom "Ich" zum "Wir"


Besonders die spirituellen, gesprächsmethodischen und vergemeinschaftenden Elemente der Synode – die Einkehrtage zu Beginn, die Gesprächsmethode Konversation im Geist, die gemeinsame Unterbringung, namentlich auch die geteilten Mahlzeiten – brachten eine Dynamik, die in einem reinen Sitzungssetting kaum herzustellen gewesen wäre. Unverständlich sei dabei für viele gewesen, dass manche nationale Vertretung etwa die Chance der gemeinsamen Unterbringung oder die Teilnahme bei den Einkehrtagen ungenützt ließ und so räumlich Abstand signalisierte. Dennoch überwiege ein zuversichtlich stimmender Eindruck: Man sei "vom Ich zum Wir" gekommen, indem apodiktisch scheinende "Ich"-Positionen mit dem "Wir" in einen echten Dialog traten – und ein "Wir" so auch erreicht werden konnte.


Csiszar unterstrich hierbei auch den ganz entscheidenden Beitrag von Leuten, die schlicht wüssten, wovon sie reden, weil sie im Zentrum des Lebens, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes an der Frontlinie stehen: Menschen, die seit Jahrzehnten in Flüchtlingslagern arbeiten, in der Seenotrettung im Mittelmeer, in Kriegsgebieten. Dies Stimmen müssten in Zukunft noch stärker gemacht werden!

 


Am Weg zu einer anderen Kirche


Noch befinde man sich in der Startphase des Prozesses. Und so stehe der Prozess selbst noch im Mittelpunkt: Das auf den ersten Blick hauptsächlich formale Ergebnis eines ernstgenommenen und (neu) gelebten kirchlichen Organisationsprinzips, nämlich: Synodalität als Selbstverständnis der Kirche. Man werde sich hier erst durcharbeiten müssen, um dann konkrete inhaltliche Themen in Angriff nehmen zu können – etwa "die Kirche in der heute taumelnden Welt, den Schrei der Armen und Kleingemachten", aber auch die Frauenfrage, die massive Stärkung des Laienelements in Entscheidungsprozessen oder die Kopplung von Hierarchie und Rechenschaftspflicht im Sinne einer missionarisch ausgerichteten Kirche. Es sei, betonte Csiszar, diese doppelte Aufgabe von Form und Inhalt, an der sich die Zukunft der Kirche entscheide: Um sich den Zukunftsthemen stellen zu können, bedürfe es einer neuen Form, einer neuen Kultur von Kirche-Sein.


Denn in aller Deutlichkeit sei kirchenintern wie gesellschaftlich zu kommunizieren, dass gelebte Synodalität eine Abkehr von traditionellen Mustern und Paradigmen bedeute; so müsse allen am Prozess Beteiligten, aber auch allen Christ:innen, die finale Entscheidungen oder strikte Direktiven ‚aus der Zentrale‘ erwarten, bewusst sein: Genau das wird und kann beim synodalen Prozess nicht herauskommen. Die Erwartung von "Entscheidungen in Rom und aus Rom" sei dem Prinzip der Synodalität entgegengesetzt. Und Csiszar verdeutlichte: Selbst der organisatorische Prozess der Weltsynode werde nicht aus Rom vorgegeben oder gar diktiert, sondern entwickle und finde sich im Vollzug gemeinschaftlich, immer in der Rückbindung an die Ortskirchen.


Was das für die Weltkirche im Sinne der Einheit in Vielfalt bedeuten könne – eben kein ‚synthetisierendes‘ und (autoritativ) ‚zentrierendes‘ Element mehr zu haben noch auch zu wollen: ein Element, wie es die römische Kurie darstellte und lange darstellen wollte – werde man sehen. Klara A. Csiszar hielt fest, worin sich alle Teilnehmer:innen an der Synode einig waren: Nach dem synodalen Prozess müsse sich eine andere Kultur von Kirche-Sein etablieren. Dies sei ein langer Weg, auf dem wir jetzt weltkirchlich erst am Anfang stehen.

 

Download: Alle offiziellen Dokumente zum Synodalen Prozess unter

Download: Der Arbeitsplan „Instrumentum Laboris“ und der „Synthese-Bericht“ der Synoden-Sitzung von 4. bis 29. Oktober 2023 findet sich unter

 

ku-linz / Eder

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